Recruiting-VUCA: So wird aus kurzfristigen Wellenbrecher-Maßnahmen eine langfristige Surf-Strategie

Nach der Corona-Flaute steigt laut einer LinkedIn Studie der Bedarf an Recruitern, die Personallücken schließen sollen, auf ein Allzeithoch. Das erinnert an die durchaus plausible Philosophie meiner Großmutter: Viele Hände – schnelles Ende. So weit – so gut. Aber was passiert, wenn die akute Personalnot gestillt ist? Warten auf die nächste Welle und zurück auf Los? Wir haben mit Michael Eger von Mercer | Promerit über Recruiting-VUCAden vermeintlichen Charme der kurzfristigen Lösung und das strategische Potenzial dahinter gesprochen. 

Bedarfsspitzen oder Dauer-Vakanzen wird es immer geben.  

Corona-Einstellungsstopps bleiben hoffentlich die Ausnahme. Aber egal ob saisonal bedingt, durch chronisch hohe Fluktuation oder bei schwer zu besetzenden, aber business-kritischen Profilen: Recruiting-Herausforderungen wird es immer geben. „Die Lösungs-Klassiker in diesem Zusammenhang sind Interim-Recruiter, Headhunter oder Zeitarbeit“, weiß Michael Eger, Partner bei Mercer | Promerit, aus seinem Berater-Alltag. „Wenn man bereit ist, genügend Geld in die Hand zu nehmen, dann funktioniert das in der Regel auch. Aber die nächste Welle kommt bestimmt… und dann geht das Spiel von vorne los.“  

2020_Blog_Interview_MichaelEger

💡 Was ist eigentlich VUCA? 

VUCA ist ein Akronym, das ich aus vier englischen Wörtern zusammensetzt:  

  • Volatility = Flüchtigkeit  
  • Uncerntainty = Ungewissheit 
  • Complexity = Komplexität 
  • Ambiguity = Mehrdeutigkeit 

Der Begriff kommt ursprünglich aus dem amerikanischen Militär-Jargon und wurde im Zusammenhang mit der veränderten Bedrohungslage nach Ende des Kalten Krieges Anfang der 1990er Jahre geprägt. Heute ist VUCA auch in der Business-Welt ein Synonym für die Herausforderungen unserer modernen Welt. Gerade im Zusammenhang mit Digitalisierung wird VUCA häufig thematisiert. Übrigens sehen Unternehmenstrategen die Antwort auf VUCA widerum ebenfalls in VUCA: Vision – Understanding – Clarity – Agility.  


Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon

Die Alternative: Inhouse Active Sourcing 

Studien belegen: Ohne Active Sourcing kann heute kaum noch ein Unternehmen seinen Personalbedarf decken. Vor allem die IT-Branche hat es schwer, Vakanzen erfolgsversprechend zu besetzen, wenn dem Kandidaten nicht zuvor ausführlich der Hof gemacht wurde. Dort, wo es gelingt, werden inzwischen ein Viertel der Stellen über Active-Sourcing-Kanäle besetzt. Betrachtet man den gesamten Arbeitsmarkt, so wechseln heute etwa zwei von zehn Kandidaten den Arbeitgeber, obwohl sie eigentlich gar nicht auf Jobsuche waren – allein aufgrund des aktiven Bemühens des Unternehmens. „Active Sourcing erschließt Kandidaten-Zielgruppen, die über klassische Post & Pray Maßnahmen nicht zugänglich sind“, so Michael Eger. „Wirklich gutes Active Sourcing muss allerdings knallhart auf die jeweilige Zielgruppe ausgerichtet sein – und ist entsprechend zeitintensiv. Dieser Aufwand sollte sich lohnen und nicht nur für die kurzfristige Besetzung von Vakanzen betrieben werden.“  

 

Vom VUCA-Wellenbrecher zum geschmeidigen Surfer und Netzwerker 

Kurzfristiger Personalbedarf muss gedeckt werden. Das steht außer Frage. Aber wie kommen Sie aus dem Recruiting-Hamsterrad? Und wie machen Sie sich langfristig unabhängig von externen Dienstleistern? Hier kommt Candidate Relationship Management ins Spiel. Ein CRM ermöglicht nicht nur die automatisierte Ansprache und Verwaltung großer Zielgruppen mit nicht selten tausenden von Kontakten. Es ist nicht nur für das One-to-One des Active Sourcing ist schlichtweg unverzichtbar. Das CRM ist die zentrale Datenbank für Kandidatenkontakte aus unterschiedlichsten Quellen – vom Active Sourcing oder andere kurzfristige High-Volume-Recruiting-Maßnahmen über Events bis hin zu Silver Medalists aus abgeschlossenen Bewerbungsverfahren oder Alumni. 

 

„Das wichtigste ist zu verstehen, dass dabei nicht um den Aufbau eines toten Talent Pools geht“, weiß Michael Eger. „Denken Sie wie ein Headhunter, dessen wichtigste Ressource eine hervorragend gepflegte Datenbank ist, die er über Jahre aufgebaut hat. So weiß er genau, welchen Kandidaten er für die Vakanz ansprechen kann, weil dieser nicht nur über die notwendigen Qualifikationen verfügt, sondern sich idealer Weise auch in den kommenden fünf Jahren beruflich verändern möchte oder aus familiären Gründen den Wohnort wechseln muss oder aber sich gerade in der Probezeit befindet und womöglich nicht zufrieden mit dem neuen Arbeitgeber ist. Dieses Beziehungsmanagement ist Gold wert und entsprechend lassen sich Headhunter dafür auch entlohnen.“ 

 

Der Business Case: Headhunter-Kosten vs. CRM 

Was auf den ersten Blick nach viel Aufwand aussieht lohnt sich schneller als gedacht. Denn CRM hilft dabei, die nächste VUCA-Welle aus eigener Kraft schneller zu bewältigen – ohne externe Kosten zu verursachen. Damit das gelingen kann braucht es zwei Dinge: eine solide Strategie und leistungsfähige Technologie. „Eine erfolgreiche Recruiting-Strategie setzt voraus, dass man seine Zielgruppen kennt und das Gießkannenprinzip abschafft,“ so das Resümee von Michael Eger. „Ein Candidate Relationship Management unterstützt dann dabei, diese Zielgruppen effizient zu verwalten und über die regelmäßige Ansprache eine Community aufzubauen. DSGVO-konforme Kampagnen-Tools inklusive Automatisierung und Personalisierung machen die Gießkanne überflüssig. Und die nächste Welle kann kommen.“ 

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